Wer in Berlin, Hamburg, Brüssel, Gent oder vielen weiteren (Groß-)Städten Deutschlands und Belgiens an Carsharing denkt, stößt beinahe zwangsläufig auf MILES Mobility, den inzwischen größten Free-floating-Carsharer Europas. Wir sprachen mit CEO Oliver Mackprang über Erfolgsformeln, sich wandelnde Nutzerbedürfnisse – aber auch darüber, warum das Konzept erst mit einem guten ÖPNV richtig gut funktioniert.

Oliver, wir haben im Vorfeld erfahren, dass Du MILES eigentlich ungern als „Carsharer“ bezeichnest.
Da scheint Ihr eine gute Quelle zu haben. Ich spreche von uns immer als Car Network Operator: weil wir eben nicht nur Carsharing anbieten, sondern auch andere Mietmodelle wie Auto-Abos und Tagestarife.
Alles klar – dann lass uns zum Einstieg noch eine andere Definitionssache klären: Was meint Free floating im Zusammenhang mit Eurem Geschäftsmodell?
Das meint nichts anderes, als dass unsere User ihr Carsharing direkt am Straßenrand starten – also weder beim Abholen noch beim Zurückbringen zu einer speziellen Station müssen.
Wie funktioniert das im Detail?
Zunächst einmal kannst Du Dein Fahrzeug auf verschiedenen Wegen buchen: über Partnerangebote wie FREE NOW, SIXT, hvv switch oder Jelbi, aber natürlich auch mit unserer eigenen MILES App. Sie zeigt Dir an, wo das nächste Auto steht; dann reservierst Du es mit einem Klick und entriegelst es per Pin – fertig. Nach Deiner Fahrt parkt man ganz normal auf einem öffentlichen Parkplatz innerhalb unseres Geschäftsgebiets, ohne dass dafür ein Ticket gezogen werden muss. Die Parkgebühr übernehmen wir. Insgesamt zahlen unsere Kundinnen und Kunden beim Grundangebot nur die gefahrenen Kilometer, nicht die Mietzeit.



Bei Euch kann man ja nicht nur Pkw verschiedener Klassen, sondern auch Transporter mieten – wie viele Fahrzeuge habt Ihr aktuell in der Flotte?
Unsere Gründer Alexander Eitner und Florian Haus starteten 2017 mit einer Flotte von 25 Audi A3, die damals bereits über die Volkswagen Leasing GmbH geleast wurden. Stand heute zählt unser Fuhrpark circa 16.000 Fahrzeuge. Circa 60 Prozent stammen von den Marken des Volkswagen Konzerns, mit dem wir 2022 eine strategische Partnerschaft eingegangen sind.
Am beliebtesten im Sharing ist aktuell der Polo, aber die E-Autos holen stark auf. Deshalb haben wir Ende letzten Jahres die Vereinbarung getroffen, 10.000 vollelektrische Pkw von Volkswagen, Audi, SEAT und CUPRA zu bestellen, die jetzt schon nach und nach eintreffen. In diesem Kontext ist es natürlich sehr angenehm, bei jeder Konzernmarke sowie bei Volkswagen Financial Services International Fleet direkte Ansprechpartner für den Beschaffungsprozess zu haben. Abgesehen davon pflegen wir mit dem Konzern ohnehin eine besondere Beziehung – sie haben von Beginn an, an uns geglaubt.
Ihr seid aktuell in elf deutschen und drei belgischen Städten präsent – aber warum eigentlich nur in Städten?
Ganz einfach: Unser Modell funktioniert grundsätzlich so gut wie der Mobilitätsmix vor Ort. Wenn Du auf dem Land lebst, wo einmal pro Stunde der Zug oder Bus fährt, ist Carsharing schlicht keine ernstzunehmende Alternative zum eigenen Auto. Selbst wenn es noch so unkompliziert läuft – niemand würde dreimal am Tag ein Carsharing-Auto buchen, um die Kinder zum Sport zu bringen, nachmittags zum Arzt und frühabends zum Einkaufen zu fahren. In Groß- oder Mittelstädten sieht die Sache anders aus: Dort stehen den Menschen per se mehr Möglichkeiten zur Verfügung, von A nach B zu kommen: sei es die U- oder Straßenbahn, das Miet-Bike, der E-Scooter und so weiter. Das Angebot von MILES passt da perfekt rein, weil es sich quasi nahtlos in den Mobilitätsmix integriert.
Gibt es einen ungefähren Gradmesser, ab welcher Einwohnerzahl Euer Angebot gut angenommen wird?
Pi mal Daumen würde ich sagen: ab 250.000, darunter wird es „spannend“. Natürlich spielen hier neben dem Mobilitätsmix auch Themen wie Autobesitzquote, Einkommensstärke, Altersstruktur und Digitalisierungslevel eine wichtige Rolle. Wir sehen das konkret an unseren Daten: In kleineren Städten wie Augsburg, Bonn oder Duisburg verzeichnen wir mehr Stunden- und Tagesanmietungen; die Kunden behalten das Fahrzeug also länger. In Berlin, Hamburg und München dagegen wird das klassische Carsharing-Prinzip stärker gelebt, also das Auto im Grunde ähnlich benutzt wie die vielen anderen verfügbaren Verkehrsmittel – nach dem Motto: einsteigen, fahren, aussteigen, erledigt.



Wie ist das mit dem Mietverhalten: Spürt Ihr zum Beispiel bei E-Fahrzeugen noch Berührungsängste?
Die Frage Verbrenner oder E-Auto ist immer eine sehr persönliche Angelegenheit. Jemand, der schon öfter mit einem Elektroauto unterwegs war, hat mit der Reichweitenangst kein Problem. Wenn also ein ID.3 mit 20 Prozent Akkuladung am Berliner Flughafen steht, wird die Person ihn ohne Zögern für einen Trip in die City buchen. Ein Nutzer ohne Elektroerfahrung agiert hier naturgemäß vorsichtiger. Grundsätzlich sehen wir: umso weiter die Fahrt, umso länger die Mietdauer, umso höher der Verbrenneranteil.
Bleiben wir nochmal beim Thema E-Mobilität. Aktuell gibt es am Markt ja zahlreiche neue Fahrzeughersteller. Spürt Ihr da ein verstärktes Interesse?
Eine gewisse Neugier schon; aber der Wunsch, mal einen neuen Hersteller auszuprobieren, spielt für unsere Klientel eher eine untergeordnete Rolle. Am Ende des Tages erwarten Mietkundinnen und -kunden vor allem Verlässlichkeit. Ich brauche kurz ein Auto, um an mein Ziel zu kommen; dann will ich mir keine Gedanken machen, ob wirklich alles funktioniert. Dieses Vertrauen in die Fahrzeuge ist ganz entscheidend für unser Geschäftsmodell.
Stichwort Geschäftsmodell: Ihr habt Euch binnen sieben Jahren vom Start-up zum Branchenprimus entwickelt. Neigt man angesichts dieses Tempos nicht ein wenig zum Übermut?
Übermut liegt definitiv nicht in unserer DNA. Wir haben von Beginn an eine kooperative Strategie gefahren und auf die Zusammenarbeit mit Städten, ÖPNV-Anbietern und anderen Partnern gesetzt. Nur so konnte MILES wirklich ein nachhaltiger Teil des persönlichen Mobilitätsmixes der Menschen werden. Dass das gelungen ist, freut uns unglaublich – und natürlich wollen wir wachsen, sei es in Deutschland, wo zuletzt Wuppertal hinzugekommen ist, oder international wie letztes Jahr mit dem Start von MILES in Belgien. Aber dieses Wachstum gehen wir grundsätzlich mit großem Bedacht an, sonst verzettelt man sich. Anders gesagt: Wir bleiben unserer Linie treu, kein weiteres Geschäft nebenher zu betreiben. MILES ist zu 100 Prozent Mobilitätsanbieter; daran wird sich auch nichts ändern.
Die Fahrzeuabbildungen zeigen Sonderausstattungen.
Die angegebenen Verbrauchs-und Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Am 1. Januar 2022 hat der WLTP-Prüfzyklus den NEFZ-Prüfzyklus vollständig ersetzt, sodass für nach diesem Datum neu typgenehmigte Fahrzeuge keine NEFZ-Werte vorliegen. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter, wie z. B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs-und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoffverbrauch, den Stromverbrauch, die CO2-Emissionen und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.
Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP gemessenen Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Emissionswerte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ gemessenen. Dadurch können sich seit dem 1. September 2018 bei der Fahrzeugbesteuerung entsprechende Änderungen ergeben. Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen WLTP und NEFZ finden Sie unter http://www.volkswagen.de/wltp.
Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Hellmuth-Hirth-Str. 1, D-73760 Ostfildern oder unter www.dat.de/co2 erhältlich ist.
Stand: 18.07.2023
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